Sie haben im TSB-Projekt „SPORTVERBÄNDE – STARK FÜR DEMOKRATISCHE WERTE“ die Ausbildung zum Demokratietrainer und zur Demokratietrainerin erfolgreich abgeschlossen. Jetzt wurden Kathrin Hanses vom Bayerischen Ringerverband und Eugen Schuhmann vom Bayerischen Kanuverband für ihre herausragenden Praxisprojekte ausgezeichnet.
Es lag ein besonderer Glanz über dem Netzwerktreffen an diesem Freitag in Lenting bei Ingolstadt. Und das lag nicht nur an der strahlenden Juli-Sonne und dem prachtvollen weiß-blauen Himmel. Ein Strahlen im Gesicht hatte auch Eva Straub, die Leiterin des TSB-Projekts „SPORTVERBÄNDE – STARK FÜR DEMOKRATISCHE WERTE“. Zum Abschluss der Demokratie-Trainertrainer/innen-Ausbildung konnte die stellvertretende Vorsitzende von TEAM Sport-Bayern und hocherfreut zwei herausragende Absolventen/in auszeichnen.
Praxisprojekte mit Tiefgang
Kathrin Hanses vom Bayerischen Ringerverband und Eugen Schuhmann vom Bayerischen Kanuverband hatten mit den von ihnen entwickelten Praxisprojekten mächtig Eindruck gemacht beim Projekt- und Ausbildungsteam. „Der Ansatz und die Umsetzung der beiden Projekte spiegeln in bester Weise wider, was die Ausbildung den angehenden Demokratietrainer/innen und Demokratieberater/innen mit auf ihren Weg in Praxis geben möchte“, sagte Eva Straub bei der Auszeichnung. „Mit hoher fachlicher und persönlicher Kompetenz und sehr viel inhaltlichem Tiefgang haben Kathrin Hanses und Eugen Schuhmann vorbildlich aufgezeigt, wie Werte im Sport im Vereins- und Verbandsalltag nicht nur reflektiert, sondern auch erfolgreich gelebt werden können.“
Körpersprache deuten und entwickeln
Die ausgezeichnete Arbeit von Kathrin Hanses vom Bayerischen Ringerverband drehte sich um einen Projekttag zum Thema „Körpersprache und Grenzen im Kontext von sexualisierter Gewalt“. Angesprochen waren dabei 12- bis 17-jährige Ringerinnen des Bayernkaders. Die altersgerechte Brücke zur Thematik schuf für sie der Ausflug auf einen Pferdehof. Klare und unklare Kommunikation zwischen Mensch und Tier wurde hier für die Teilnehmerinnen ganz unmittelbar erfahrbar. „Ein Pferd zeigt mir sehr direkt, ob ich seine Grenzen überschreite, seine Körpersprache missachte oder fehlinterpretiere. Andersherum erlebe ich, was unklare Körpersprache ausmacht. Das Tier reagiert nicht so, wie ich es gewollt habe. Es macht nicht, was ich von ihm fordere“, erläutert Kathrin Hanses den Ansatz.
Umgehen mit Stresssituationen
Die Pferdehoferfahrung führt in dem Praxisprojekt zum Theorieteil mit Übungen zu den Themen „Was geht ab bei Stress im Gehirn“, „Warum sind Grenzen setzen und ‚Nein‘-Sagen-Können wichtig“. Zu wissen, was im Gehirn und im Körper bei extremen Stresssituationen vorgeht, half den Mädchen, im Vorfeld Maßnahmen einzuüben, die im Fall der Fälle hilfreich sein können. Darüber hinaus beschäftigten sich die Jugendlichen in Übungen und Rollenspielen damit, wie sie eigene Grenzen wahrnehmen und erkennen und wie sie zugleich die Grenzen des Gegenübers wahren. Darüber hinaus setzten sie sich mit Täterstrategien bei sexualisierter Gewalt auseinander. Das Ziel: In solchen Fällen ohne Wenn und Aber dem Gegenüber die Grenzen aufzeigen, klar Nein sagen und sich aktiv Hilfe holen.
Eine Roadmap zur Compliance
Das zweite ausgezeichnete Praxisprojekt von Eugen Schuhmann beschäftigt sich mit der Einführung einer Compliance beim Bayerischen Kanuverband. „Compliance ist nichts anderes, als mit Vernunft im Team herauszufinden, was richtig und angemessen ist. Und dies dann auch mit konkreten Taten in die Praxis umzusetzen und die Einhaltung dieser Ergebnisse zu überwachen“, erklärt Eugen Schuhmann sein Praxisprojekt. Im Grunde genommen sei ein solcher wertebasierter Regelansatz für jeden und jede unterschreibbar. Aber die Erfahrung lehre: „Die meisten von uns Ehrenamtlichen im Sport werden sich erst einmal abwehrend verhalten, wenn sie sich mit Compliance-Regeln und deren Einhaltung auseinandersetzen sollen.“ Und genau da setze das Projekt an. „Compliance im Sport soll allen Mitgliedern die Möglichkeit bieten, sich an der Festlegung der einzuhaltenden Werte und Regeln zu beteiligen“, so Schuhmann. Das sei im Anfang mehr Arbeit, könne dann aber im Verein oder Verband von einem kleinen Team betreut werden, das idealerweise keinem Vorstandsgremium angehört.
Missstände aufdecken und beseitigen
Frei nach dem chinesischen Philosophen Konfuzius: „Der Weg ist das Ziel“ biete der Weg zur Compliance dem Verein oder Verband die Chance, sich zu modernisieren, die Wünsche und Erwartungen der Mitglieder zu erfragen und eventuell bereits im Vorfeld Missstände, Gesetzes- oder Regelverstöße aufzudecken und zu beseitigen.
In seinem Praxisprojekt hat Eugen Schuhmann im Rahmen der Demokratietrainer/innen-Ausbildung eine nachvollziehbare Roadmap und „Gebrauchsanweisung“ zum Aufbau einer Compliance am Beispiel des Bayerischen Rudeverbandes entworfen. Dazu ist er tief in die Materie eingedrungen und beschreibt in seiner Projektdokumentation ausführlich die Zusammenhänge von Compliance-Kultur mit Sport, Umweltschutz und Nachhaltigkeit sowie in Bezug auf Gleichberechtigung und Förderung der Diversität.
Schritt für Schritt zu klaren Regeln
Über eine aus der klassischen Unternehmensstrategie abgeleitete Stärken-Schwächen-Analyse, eine dazu gehörige Fragen-„Mechanik“ und eine eigenentwickelte Antwortskala gibt Schuhmann den Projektteilnehmer/innen ein Werkzeug an die Hand, mit dem sie das Potenzial ihres Vereins oder Verbandes in Bezug auf die Mitarbeiterentwicklung oder die Mitgliedergewinnung
ermitteln und realistisch einschätzen können. Schritt für Schritt lässt sich daraus dann eine jeweils passgenaue Compliance entwerfen, die Sportvereinen und ‑verbänden hilft, sich breit und zukunftsfähig aufzustellen – mit einem soliden Wertefundament, auf dem Regeltreue/-respekt, Fairplay sowie der Einsatz für die Gemeinschaft und den Umweltschutz reifen und gedeihen können. Das Praxisprojekt am Beispiel des Bayerischen Kanuverbandes von Eugen Schuhmann ist damit nach Ansicht des TSB-Ausbildungsteams vorbildlich, übertragbar für andere Vereine oder Verbände und damit ein „Win-win“ für alle.
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