Beraten als Demokratietrainer*in? Klar, irgendwie gehört das zum Amt dazu. Aber wie genau eine Beratung im Sportkontext aussieht, das ist dann doch eine Herausforderung. Im vorletzten Ausbildungsmodul haben die Demokratietrainer-Anwärter/innen vieles rund um Beratung gelernt.
„Wenn ich gehört werde, fühle ich mich verstanden“, sagt Andreas Hofmann. Er ist Berater in Sport und Industrie und an diesem Wochenende der Referent. Für Hofmann steht eines fest: Beratung ist ein Prozess, der aus mehreren Schritten besteht. Es ist ein Werkzeug, um untereinander und miteinander ins Gespräch zu kommen, um Problemstellungen herauszuarbeiten und sie zu adressieren.
Ganz besonders wichtig dabei sind die richtigen Fragen. Denn nur mit geschlossenen Fragen – also jenen, auf die man mit Ja oder Nein antworten kann – ist ein Beratungsprozess zum Scheitern verurteilt ist. Auch offene Fragen sind nicht immer das Allheilmittel. Warum, warum, warum: Wer nur nach den Gründen fragt, läuft Gefahr, in der Vergangenheit festzustecken und den konstruktiven Blick für die Zukunft zu verlieren. Wie, wozu, woran: Das sind die Fragen, die zum Nachdenken bewegen. Was das konkret heißt, erfahren die Teilnehmerinnen und Teilnehmer dann schnell am eigenen Leib. In einer Übung schlüpft einer in die Rolle des Beraters, der ein Gespräch zur Auftragsklärung sucht, sein Gegenüber lässt sich beraten. Ziel ist es, den Beratungswunsch und die Ziele ganz konkret herauszuarbeiten – die Grundlage für jede Beratungsarbeit. Dass die richtigen Fragen zu stellen gar nicht so einfach ist und Übung erfordert, wird schnell klar.
Referent Hofmann schafft es an diesem Wochenende, Beratung nicht nur als graue Theorie zu vermitteln. Nahezu jede:r hat ein Thema, bei dem er oder sie im Vereins- oder Verbandskontext Beratung sucht. Ganz besonders treibt die Teilnehmenden das Thema Prävention Sexualisierter Gewalt um. Der Kernaspekt des ersten Ausbildungsmoduls ist in seiner Wichtigkeit in den Köpfen der angehenden Demokratietrainer:innen angekommen, es gibt unterschiedliche Nachfragen und Ansätze, PSG-Schutzkonzepte auf Vereins- und Verbandsebene umzusetzen. Glücklicherweise ist das Feld der Auszubildenden selbst hochkarätig besetzt: Alle profitieren von der gegenseitigen Erfahrung in unterschiedlichen Bereichen.
Ist das Ziel der Beratung geklärt, kann ein Beratungsangebot erstellt werden, wozu die Einordnung der Situation notwendig ist, Handlungs- und Lösungsansätze aufgezeigt werden und auch konkret die nächsten Schritte definiert werden. Erst dann kann es in die Beratung gehen.
Ein wichtiger Aspekt ist den Teilnehmenden die Öffentlichmachung in Verein und Verband. Schließlich kann ein Berater nur aktiv werden, wenn es auch einen Ratsuchenden gibt. „Eigen-PR“ sagt Referent Andreas Hofmann dazu. Es ist eine Aufgabe, die auf die Demokratietrainer:innen nach Abschluss ihrer Ausbildung oder in ihren Praxisprojekten zukommen wird.
Und: Berater:innen brauchen ein hohes Maß an Sozialkompetenz – auch in der Formulierung der eigenen Sätze. Hofmann zeigt das WWW-Modell „Wahrnehmung – Wirkung – Wunsch“, mit dem eine Argumentationskette strukturiert werden kann. In der richtigen Formulierung liegt Kraft, das wird am Wochenende unmissverständlich klar. „Wenn ich Rückmeldung gebe und sie wirksam werden soll, wird sie erst dann in eine eigenverantwortliche Handlung übergehen, wenn die Autonomie des Anderen gewahrt wird“, sagt der Referent.
Mit dem Modul zur Beratung im Sport ist der erste Durchgang der Demokratietrainer:innen-Ausbildung fast abgeschlossen. Im März steht das letzte Modul zum Thema Interkulturelle Kompetenzen an.
Autor: Julian Hörndlein