Klare Kante gegen Rassismus und Diskriminierung: Das war das Thema einer großen Veranstaltung, den der Bayerische Eissportsverband Ende April in enger Zusammenarbeit mit TEAM Sport-Bayern und dem TSB-Projekt „SPORTVERBÄNDE – STARK FÜR DEMOKRATISCHE WERTE“ organisiert hatte.
58 Teilnehmende aus unterschiedlichen Eishockey-Vereinen in ganz Bayern waren dazu nach Loiching in den Landgasthof Räucherhansl gekommen, um unter Leitung von Uwe Augustin ihre Erfahrungen und Perspektiven im Umgang mit Rassismus und Diskriminierung im Sport zu reflektieren.
Nach kurzer Begrüßung durch Frank Butz, den Eishockey-Obmann des Bayerischen Eissportverbandes, der mit seinem Team in enger Zusammenarbeit mit TSB die Veranstaltung akribisch vorbereitet hatte, ging es gleich „an die Arbeit“. Da stand zunächst einmal die Klärung grundsätzlicher Fragen an: „Warum brauchen wir überhaupt Demokratietraining im Verein und Verband?“ und „Wie sieht es im Verband und in den Vereinen in Bezug zu Rassismus, Diskriminierung und Extremismus aus?“
Rassismus ist kein Kavaliersdelikt
Rassismus und Diskriminierung, das wurde schnell deutlich, zeigt sich auch im Eissport immer wieder in unterschiedlichen Ausprägungen. Etwa, wenn schwarze Eishockeyspieler lauthals durch Affenimitationen beleidigt werden. Oder der „Fall“ Nazem Kadri. Der Eishockey-Profi ist Kanadier mit libanesischen Wurzeln und Moslem. Nachdem er im Spiel einen Torwart unabsichtlich verletzt hatte, gab es Beleidigungen, Morddrohungen gegen ihn und seine Familie. Provokationen im Stadion sollten ihn zu unüberlegten Fouls treiben. Kadri blieb aber in den Playoffs ruhig, machte einen Hattrick und hielt dann demonstrativ das Ohr in Richtung des verstummten Publikums. Das Beispiel ist nur eines von vielen.
Schaden vom Sport abwenden
Uwe Augustin hatte dazu für die Veranstaltung ein umfangreiches Mitmachprogramm mitgebracht. Der gelernte Historiker und Politologe beschäftigt sich seit Jahren mit dem Thema Rassismus und Diskriminierung im Sport, ist selbst lizensierter Vereinsmanager A und aktiver Trainer. Schnell wurde den Teilnehmenden klar, dass Beleidigung, Mobbing, Diskriminierung und Gewalt dem Sport in jeder Beziehung schaden. Sportlerinnen und Sportler werden schlechter, verlassen den Verein, andere werden abgeschreckt. Ein schlechter Ruf, Klagen und Geldforderungen sind dann schwerwiegende Folgen für den Verein.
„Wie gehe ich mit problematischen Situationen und Vorfällen in Bezug zu Rassismus, Diskriminierung und Extremismus um und was kann ich dagegen unternehmen?“, lautete daher die übergeordnete Frage zum Themenblock Prävention und Intervention.
Daraufhin wurden mögliche Handlungsmuster aufgezeigt, wie sie in der Praxis Rassismus und Diskriminierung wirksam begegnen können. Etwa über vorurteilsfreies Hinschauen, das Einüben von Perspektivwechseln und Empathie zeigen. Ebenso bedeutsam ist es, klare Strukturen im Verein und Verband zu haben und diese auch konsequent zu vermitteln. Wie die Diskussion ergab, erleben die Eissportler/innen demokratische Teilhabe und die Vermittlung demokratischer Werte als essenziell für einen dem Menschen zugewandten Sport.
Klare Leitbilder schaffen
Dass dies im sportlichen Alltag auch immer bewusst eingefordert und gelebt werden muss, wurde den Teilnehmenden schnell klar. Das betrifft die Ebene von Personen genauso wie die Organisation. Vereine und Verbände können ihre nicht verhandelbare Position zu Rassismus und Diskriminierung explizit in ihrem Leitbild verankern, entsprechende Präambeln oder Einladungsklauseln formulieren.
Das Fazit lautet: Eine hervorragende Veranstaltung mit hoher Intensität und viel Potenzial für die Umsetzung in die Vereins- und Verbandspraxis. „Die Veranstaltung hat sich wirklich zu hundert Prozent gelohnt und ist wirklich zu empfehlen – zur Stärkung und zum Schutz eines Sports, wie wir ihn in der Gemeinschaft schätzen und lieben.“