Integration, Jugendschutz, Unbestechlichkeit und Fairness:
Das sind Werte, die im modernen Sport wahrscheinlich jede/r unterschreiben würde.
Doch diese auch tatsächlich zu leben, erweist sich im Alltag doch oft als eine Herausforderung.
„Wie bestimmen wir überhaupt unsere Werte, welche verbindliche Regeln ergeben sich daraus, wie sorgen wir für deren Einhaltung und wie gehen wir mit Regelbrüchen um?“ Fragen wie diese hatten sich Sportverbands- und Vereinsvertreter/innen vom 21. bis 23. Juli in der Jugendbildungsstätte Unterfranken in Würzburg gestellt.
Im Rahmen des vom Bund geförderten Bildungsprojekts „SPORTVERBÄNDE – STARK FÜR DEMOKRATISCHE WERTE“ stand das Ausbildungsmodul „Good Governance – Demokratische Arbeit im Sport“ für die angehenden Demokratietrainer/innen und Demokratieberater/innen auf der Tagesordnung.
Konflikte konstruktiv lösen – ein Erfolgsrezept aus Israel
Sabine Sommer stellte den Teilnehmer/innen dazu als Handlungsoption das von ihr gelehrte „Betzavta“-Konzept vor. Der Begriff stammt aus dem Hebräischen, bedeutet „Miteinander“ und zielt auf einen vielfach bewährten Konfliktlösungsmechanismus, der in den 1980er-Jahren in Israel vom Adam-Instituts for Democracy and Peace auf der Basis von Grundprinzipen der Demokratie entwickelt wurde. In spielerischer Form konnten sich die angehenden Demokratietrainer/innen in Würzburg beispielsweise in „Allyship“ nach Betzavta-Art ausprobieren. Dabei übten sie, im Konfliktfall aufeinander zuzugehen, Hindernisse zu überwinden und konstruktiv Lösungen zu ermöglichen. „Die Reflexion von Ergebnissen und ‚PowerRelations‘ führen zur Erweiterung der individuellen und der Team-Kompetenzen. Daraus entsteht ein Bewusstsein für Demokratie in Zeiten zunehmender Diversität, das weit über den politischen Begriff hinausgeht“, erklärt Sommer.
Compliance ist im Sport angekommen
Zur „Good Governance“ gehört immer auch „Compliance“, was soviel wie „Rechtstreue“ und „Regelkonformität“ bedeutet. In Unternehmen ist dies seit langem schon ein Thema. Mittlerweile ist Compliance auch in modernen Sportorganisationen angekommen. Wie dies geschieht und welche Möglichkeiten sich damit verbinden, darüber referierte an diesem Wochenende Thomas Mück, der Leiter der Würth Academy. „Vereine und Verbände des Sports können einen unverzichtbaren Beitrag zur Demokratie und nachhaltigen Entwicklung leisten“, ist Mück überzeugt. „Das erfordert verantwortliches Handeln auf der Grundlage von Transparenz, Integrität und Partizipation als Prinzipien guter Vereins- und Verbandsführung.“
Compliance-Regeln könnten beispielsweise sein: Wir verhalten uns integer, halten uns an geltendes Recht und interne Regelungen, gehen verantwortlich und respektvoll miteinander um, treten für einen fairen Wettbewerb ein. Der Schutz von Kindern und Jugendlichen, sowie die Einhaltung von Regeln im Zusammenhang mit Finanzen bilden weitere wichtige Bausteine“.
Günther Jackl zeigte den Teilnehmer/innen nicht nur auf, was ein Compliance-Kodex beinhalten kann, sondern auch wie er in den Satzungen von Sportvereinen verankert werden kann. Wichtig sei dabei, dass Sportvereine in jedem Fall interne Kontrollmechanismen schüfen, um sicherzustellen, dass die Vereinsmitglieder die Regeln tatsächlich einhalten und dass jegliche Verstöße schnell erkannt und behoben würden.
Von der Theorie zur Anwendung: So macht auch ein ernstes Thema Spaß
In Gruppen bekamen die Teilnehmer/innen im Seminarverlauf schließlich immer wieder Gelegenheit, selbst erste Compliance-Richtlinien zur Anwendung im Sportverein zu erstellen. „Aus der Praxis für die Praxis“, so die Devise von TEAM Sport-Bayern. Eine wichtige Erkenntnis dabei: Sowohl auf Vereins- wie auch auf Verbandsebene bleibt bei Good Governance und Compliance noch viel zu tun. „Doch einmal angefangen öffnet sich dabei sofort ein unglaublich spannendes und lohnendes Feld“, so das Resümee der Teilnehmer/innen am Ende des Ausbildungswochenendes.
Dabei rieb sich manch eine/r verwundert die Augen. „Die Zeit ist im Nu verflogen – ein komplexes Thema, das aber richtig Spaß gemacht hat“, brachte es eine angehende Demokratietrainerinnen auf den Punkt.