Am Wochenende vom 10. bis 12. November 2023 kamen angehende Demokratietrainer/innen und Demokratieberater/innen in der Tennis-Base in Oberhaching zum Ausbildungsmodul „Beratung im Sport“ zusammen. Fraglos ein rundum erhellendes Erlebnis für alle.
Die Ausbildung zu Demokratietrainer/innen und Demokratieberater/innen im Rahmen des TEAM Sport-Bayern-Projekts „SPORTVERBÄNDE – STARK FÜR DEMOKRATISCHE WERTE“ schreitet weiter voran. Am Wochenende vom 10.–12.11.2023 stand in der Tennis-Base Oberhaching das Modul „Beratung im Sport“ auf dem Programm. Dabei werden die konkreten Beratungssituationen beleuchtet, die die Teilnehmer/innen aus ihrem Alltag mitbringen. In Theorie und Praxis wird im Verlauf eines Wochenendes ganz unmittelbar erlebbar, wie Beratung und der Beratungsprozess auf der individuellen Haltung jedes Einzelnen aufbaut.
Der Weg dorthin ist nicht immer einfach. Mit dieser auf den ersten Blick etwas ernüchternden Botschaft hatten die TSB-Referenten gleich zu Beginn den sportlichen Ehrgeiz der Teilnehmer/innen geweckt. Andreas Hofmann vom Deutschen Alpenverein ist ein erfahrener Berater und Coach und unter anderem Ausbilder im Bundeslehrteam des DAV für C- und B Trainer. Jochen Haase kommt aus der Pädagogik und hat Mathematik und Sport fürs Lehramt am Gymnasium studiert. Heute arbeitet der staatlich geprüfte Berg- und Skiführer als Systemischer Coach und Berater. Mit anderen Worten: Die Referenten hatten jede Menge Kompetenz und praktische Expertise als Berater in unterschiedlichsten Konfliktsituationen mitgebracht.
Davon erzählte auch das Motto, das Jochen und Andreas über das Ausbildungsseminar geschrieben hatten: „Machen ist wie wollen, nur krasser.“ Dieser von einer Hauswand mitgebrachte Spruch setzte dann auch gleich die Tonalität für das gesamte Wochenende.
Systemisch vorgehen
Im Mittelpunkt standen dabei das Kennenlernen und Ausprobieren eines „systemischen“ Beratungsansatzes. Systemisch denkende Berater/innen gehen dabei von der Selbständigkeit ihres Gegenübers aus und betrachten ihn/sie als „Expert/in in eigener Sache“. Deswegen liefert eine solche Beratung keine vorgefertigten Lösungen, sondern versetzt die Ratsuchenden in die Lage, eigene Wege zu finden und umzusetzen.
Für die Beratenden heißt dies, dass sie von sich aus eine Haltung mitbringen müssen, die geprägt ist von Akzeptanz, Einfühlungsvermögen, Unvoreingenommenheit und Wertschätzung. Im Dialog werden dann gemeinsam Wege gesucht, auf denen die Ratsuchenden ihre eigenen Ressourcen aktivieren können, um möglichst eigenverantwortlich und selbstorganisiert zu individuellen Lösungen und Zielen zu gelangen.
Mit „Dramen“ umgehen
Beratung im Sport definierte die Gruppe mit Attributen wie vertraulich, individuell, dialogisch und dynamisch. Vor allem verbindet sich damit immer ein Prozess. Und wie so oft im Leben läuft dabei nicht immer alles glatt. Zum Beispiel im Umgang mit einer handgreiflichen Auseinandersetzung von zwei Streithähnen in der Kabine. In der Beratung kann da am Anfang erstmal ein Schock (die „Watschn“) stehen, gefolgt von innerer Abwehr („Ich hab‘ doch gar nichts gemacht“) und Ärger („So ein Arschloch!“) ehe es dann über rationale Akzeptanz („war doch nicht so schlimm, habe auch überreagiert“) – und vielleicht ein „Tal der Tränen“ („Ich fühl‘ mich so mies“) zur Öffnung und Lösung („Emotionen bekommen ein anderes Ventil, vertragen wir uns wieder“) kommt.
Schritt für Schritt zum Erfolg
Der Beratungsprozess ist dabei idealerweise klar strukturiert. Er führt vom Erstkontakt , der Auftragsklärung und einem Angebot zur Beratung und schließlich zu einem Abschluss und einer anschließenden Reflexion. Im Verlauf des Seminars lernten die Teilnehmer/innen ihr wichtigstes Handwerkszeug kennen und einzusetzen: das richtige Fragen. Denn eine Frage ist nicht gleich eine Frage. Es gibt vielmehr offene und geschlossene Fragen, gesprächsöffnende und entscheidungsfördernde Fragen. In praktischen Übungen leiteten die Teilnehmer/innen daraus spezielle Fragetechniken ab. Das war dann zum Teil schon die ganz hohe Schule mit skalierenden, hypothetischen, zirkulären und Ressourcen-orientierten Fragen. Um klug und im Beratungsprozess zielführend fragen zu können, ist aktives Zuhören mindestens genauso wichtig. Wie sich zeigte, lässt sich auch das hervorragend üben.
Am Ende des Ausbildungsmoduls „Beratung im Sport“ waren sich die Referenten und Teilnehmer/innen einig: Wir sind hier auf einem enorm spannenden und vielschichtigen Feld unterwegs. Mit dem richtigen „Handwerkszeug“ können wir sehr viel für ein gutes Miteinander im Sport bewegen. Andreas Hofmann und Jochen Haase waren von ihren „Schüler/innen“ begeistert und wünschten ihnen zum Abschied „gutes Gelingen und den ‚krassen‘ Mut, ins kalte Beratungswasser zu springen“.