Barista: Dass es „Werte im Sport“ gibt, klingt gut. Aber wie lassen sich diese in einem Verband auch tatsächlich umsetzen?
Jochen Bender: Werte im Sport sind uns im Bayerischen Baseball und Softball Verband sehr wichtig. Und zwar nicht nur als Lippenbekenntnis. Sie müssen auch gelebt werden. Deswegen haben wir bei uns in Regensburg zuerst am Landesleistungszentrum mit eigenem Sportinternat die Notwendigkeit gesehen, die Themen Gewaltprävention und Antidoping anzugehen. Es zeigte sich aber schnell, dass das Thema viel größer ist. Deswegen haben wir eine unabhängige Position „Werte im Sport“ geschaffen. Mit Astrid Niedermeier haben wir eine sehr engagierte Person gefunden, die auch sofort an der Demokratietrainer/innen-Ausbildung von TSB teilgenommen hat. Aufgrund der guten Erfahrungen haben wir in einem zweiten Schritt ihre Verantwortung als Beauftragte für Werte im Sport auf den ganzen Verband ausgeweitet.
Warum braucht es hier überhaupt eine unabhängige Instanz?
Sport kommt aus der Mitte der Gesellschaft. Deswegen setzen wir uns im Vereins- und Verbandsleben mit allen möglichen gesellschaftlich relevanten Themen auseinander. Und zwar ständig, und nicht etwa als Feuerwehr, die erst reagiert, wenn etwas passiert ist. Unser Fokus bei Werten im Sport liegt ganz klar bei Prävention, Bewusstseinsbildung, Kommunikation und nachvollziehbaren Entscheidungen. Wenn aber Problemstellungen aufkommen, sind meist Personen betroffen, die man als Verantwortliche lange und gut kennt. Da kann ein Präsidium unter Umständen nicht immer unvoreingenommen urteilen. Deswegen ist es für uns im Verband eine große Erleichterung, eine kompetente unabhängige Person zu haben, die Probleme und Herausforderungen objektiv bewerten und einordnen kann und dann auch ganz konkrete Vorschläge für die Lösung unterbreitet.
Und seid Ihr zufrieden mit dem Ergebnis?
Erstaunlicherweise haben wir festgestellt, dass wir ohne unabhängige Beratung deutlich härtere Konsequenzen gezogen und mutmaßlich überreagiert hätten, als es nach einer objektiven Einordnung sinnvoll gewesen wäre. Auch das war für uns alle eine neue Erfahrung beim verantwortungsbewussten Umgang mit Werten im Sport. Wenn heute ein Thema aufkommt, sind wir sehr froh, eine unabhängige Ansprechpartnerin zu haben. Denn so können wir auch sicherstellen, dass alle sensiblen Fragestellungen wirklich seriös mit persönlichem Abstand und zugleich mit viel Sach- und Fachverstand behandelt und aufgearbeitet werden. Das könnte, ja sollte ein Vorbild sein – auch über den Sport hinaus.