Bilanz 2023 – Günther Jackl gab uns Antworten
Das TSB-Projekt „SPORTVERBÄNDE – STARK FÜR DEMOKRATISCHE WERTE“ macht Schule. Die Ausbildung von Demokratietrainer/innen und Demokratieberater/innen kommt an im Sport. Warum ist das so? Wir haben nachgefragt und ziehen Bilanz 2023 mit Günther Jackl, Geschäftsführer „die Vereinsmanager GmbH“ und Ausbilder im Modul „Good Governance – demokratische Arbeit im Sport“.
Die Ausbildung der Demokratietrainer/innen und Demokratieberater/innen hat im Oktober letzten Jahres begonnen.
Mit welcher Erwartung bist du damals als Ausbilder in das TSB-Projekt gestartet?
Günther Jackl: Demokratische Arbeit im Sport ist mir ein Herzensanliegen. Ich möchte deswegen meine langjährigen Erfahrungen im Bereich Compliance gerne weitergeben und Menschen, die im Sport engagiert sind in diesem wichtigen Thema unterstützen. Dabei habe ich gehofft, motivierte und interessierte Teilnehmer/innen am Projekt „SPORTVERBÄNDE – STARK FÜR DEMOKRATISCHE WERTE“ anzutreffen. Ich wurde nicht enttäuscht. Im Gegenteil.
Warum ist das Projekt wichtig für Verbände, Vereine und Sportverantwortliche?
Werte im Sport dürfen nicht nur eine Floskel sein, sondern müssen auch wirklich gelebt werden. Hierbei halte ich es für wichtig, auch nach außen hin zu zeigen, dass Themen wie sexualisierte Gewalt, Rassismus und Diskriminierung tatsächlich ernst genommen werden und dass es dafür auch entsprechende Richtlinien gibt. Nach Innen zeigen wir Sportverantwortlichen gangbare Wege auf, bei sensiblen Themen eben nicht willkürlich zu entscheiden, sondern wie man auch dann schnell, sicher und transparent handeln kann.
Wie erlebst du die Teilnehmer/innen, mit welchen Erfahrungen und eigenen Erwartungen kommen sie in die Ausbildung?
Das ist ganz unterschiedlich. Zum Teil wissen die Teilnehmer/innen nicht, was sie in den einzelnen Modulen erwartet und sind einfach nur sehr neugierig, manchmal auch ein bisschen aufgeregt. Aber die Nervosität legt sich dann sehr schnell. Die Erfahrungen, die die angehenden Demokratietrainer/innen aus den Vereinen und Verbänden aus Erleben oder eben Nichterleben von demokratischen Werten mitbringen, spiegeln unsere Gesellschaft recht treffend wider. Ich bin da oft selbst sehr erstaunt, wie präsent diese Themen im Sport sind. Wir helfen den Teilnehmer/innen, damit umzugehen und vor Ort passende Lösungen zu finden. Sie bekommen dabei von uns genau die Unterstützung, die sie für ihre spätere Arbeit als Demokratietrainer/innen oder Demokratieberater/innen brauchen.
Was hat dich im bisherigen Ausbildungsverlauf besonders beeindruckt?
Dass ich hier Menschen getroffen habe und treffe, die Werte im Sport leben und auch dafür einstehen. Die sich einmischen, wenn sie erfahren, dass Menschen auf Grund von Diskriminierung, Rassismus oder auch sexualisierter Gewalt das Leben schwer – oder sogar zur Hölle – gemacht wird. Die dann auch bereit und entschlossen sind, unangenehme und beschwerliche Wege zu gehen. Wenn es sein muss auch gegen Funktionäre oder Freunde.
Wie tauscht Ihr euch zwischen dem Projekt- und Ausbildungsteam aus?
Den Austausch und die Zusammenarbeit könnte ich mir nicht besser vorstellen. Als Ausbildungsteam bekommen wir vom Projektteam all die Unterstützung, die wir brauchen und das auch noch schnell und unbürokratisch. So erlebe ich das Projektteam als praxisorientiert und flexibel, wenn es notwendig ist. Der Umgang untereinander ist immer an der Sache orientiert, dabei wertschätzend und zuvorkommend. Dies ist gar nicht hoch genug einzuschätzen.
Welche Bedeutung haben die Praxisprojekte für den Projekterfolg?
In den Praxisprojekten stellen die Teilnehmer/innen ihre Ideen und Konzepte für ganz konkrete Umsetzungen des Lernstoffes vor. Und zwar so, wie sie im Verein oder im Sportalltag dann auch tatsächlich realisiert werden können. Ich staune da oft, wie erstaunlich reif und durchdacht einige dieser Projekte sind. Da habe ich richtig Freude dran. Es zeigt mir, dass die Inhalte der Module verstanden und gleich in einen praktischen Umsetzungskontext gestellt werden konnten. Ein durchaus gewünschter Nebeneffekt: Innerhalb der Ausbildung verbinden sich mit den Praxisprojekten messbare Ziele. Damit wird letztendlich der gesamte Ausbildungsweg zertifiziert.
Wie wichtig ist die Vernetzung (auch Sportartenübergreifend) für den Projekterfolg?
Das Projektteam hat die Wichtigkeit, dass alle Akteur/innen in Kontakt bleiben, erkannt und von Beginn an ein entsprechendes Netzwerk installiert. Hier können sich Teilnehmer/innen, Referent/innen und weitere Expert/innen ständig austauschen und bei Bedarf gegenseitig unterstützen. Dieses Netzwerk ist unbezahlbar.
Welche Erfahrungen nehmt ihr aus dem bisherigen Projektverlauf mit und wie fließen diese vielleicht schon in die Module für 2024 mit ein?
Das Projekt hat uns allen gezeigt, wie wichtig und überfällig die Ausbildung zum Demokratietrainer/innen oder zu Demokratieberater/innen war und ist. Die Themen und Inhalte der Ausbildungsmodule sind durch die Bank sehr sensibel und erfordern eine tiefergehende Auseinandersetzung, mit der auch wir als Referenten verantwortungsbewusst umgehen müssen. Dazu gehört, dass jeder Mensch anders auf Probleme reagiert und damit umgeht. Daher sind für mich persönlich der Austausch und die Hilfestellung unserer Teilnehmer/innen auch nach der Ausbildungsreihe besonders wichtig. Jede/r soll das Gefühl haben, da gibt es Menschen, an die ich mich im Notfall wenden kann.
Wenn du drei Wünsche für das neue Jahr frei hättest….
… dass alle Vereine und Verbände die Notwendigkeit dieser Ausbildung erkennen;
… dass keiner in unserem Sport allein ist, sollte er/sie selbst diskriminiert oder sexuell missbraucht worden sein oder dies mitbekommen haben.
… dass wir auch im Ausbildungsjahr 2024 wieder motivierte, wissbegierige und engagierte Teilnehmer/innen haben. Menschen quer durch die Gesellschaft, einfach eine bunte Ausbildungsgruppe mit vielen großartigen, nach vorne schauenden Persönlichkeiten.
Dies wäre so meine Bilanz 2023.
Mehr Informationen zu
Günther Jackl, Referent für
Good Günter Jackl, Governance —
Demokratische Arbeit im Sport